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Schwarze Rhetorik-Polizei für Politiker

Die politische Kommunikation ist längst kein Austausch von Argumenten mehr, sondern ein Wettbewerb in Täuschungskunst. Politikerinnen und Politiker werden nicht danach beurteilt, ob sie Recht haben, sondern ob sie „gut rüberkommen". Wahrheit wird sekundär, Hauptsache das Framing sitzt, die Emotion stimmt, die Pointe klickt. Zwischen Talkshows, Social-Media-Clips und Pressezitaten entsteht ein rhetorisches Theater, das zwar gut klingt, aber immer weniger sagt. Und genau hier bräuchte es eine Instanz, die eingreift, bevor Sprache komplett zur Simulation verkommt: eine Schwarze Rhetorik-Polizei.

Die Schwarze Rhetorik ist die dunkle Kunst der Beeinflussung. Sie operiert mit Tricks, Manipulationen und semantischen Fallen. Von der geschickt gestellten Fangfrage bis zum moralischen Frame, der dem Gegner jede Verteidigungsmöglichkeit erschwert. Diese Techniken sind nicht neu, aber sie haben sich professionalisiert. Heute sitzt in jeder Fraktion ein Team von Sprachstrategen, die genau wissen, wie man Empörung steuert, wie man Zustimmung simuliert und wie man Komplexität zerlegt, bis nur noch Schlagworte übrigbleiben.

Eine Schwarze Rhetorik-Polizei würde nicht die Sprache zensieren, sondern sie entlarven. Sie würde Politiker öffentlich darauf hinweisen, wenn sie Nebelkerzen werfen, falsche Alternativen konstruieren oder emotionale Trigger setzen, um Denkprozesse zu umgehen. Sie würde jedes rhetorische Manöver dokumentieren, wie ein VAR im Fußball, nur für Sprache.

Kein „Was ich eigentlich sagen wollte" mehr und kein „Das haben Sie aus dem Zusammenhang gerissen". Sondern: Freeze Frame, Slow Motion, VAR-Kommentar: „Hier hat der Minister eine Scheinargumenation benutzt, um das Gegenüber in die Defensive zu drängen."

Man stelle sich vor, Pressekonferenzen würden begleitet von einem eingeblendeten Live-Kommentar der Rhetorik-Polizei:

„Achtung: Moralischer Frame erkannt"
„Achtung: Falsches Dilemma zwischen Sicherheit und Freiheit konstruiert"
„Achtung: Ad Hominem! Angriff auf die Person statt auf das Argument"

Das wäre nicht nur erhellend, es wäre demokratische Hygiene.

Sprache formt Realität. Wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert das Denken. Wenn die Politik weiter ungestört mit rhetorischen Nebelgranaten operieren darf, dann degeneriert der Diskurs zur Inszenierung. Eine Schwarze Rhetorik-Polizei wäre ein Instrument der Aufklärung. Sie würde Macht sichtbar machen, wo sie heute unsichtbar wirkt: in den Zwischenräumen der Worte.

Vielleicht ist das der naheliegendste Weg, den wir gehen sollten - nicht mehr nur was gesagt wird zu prüfen, sondern wie es gesagt wird.

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