Karriere in einer Partei: Nein Danke
Es gibt Karrieren, die auf Loyalität, Geduld und das Abarbeiten von Hierarchien gebaut sind. Die klassische „Ochsentour" in einer Partei gehört zweifellos dazu. Sitzungen, Gremien, Ortsvereine, Anträge, Ausschüsse. Der Weg nach oben führt über viele Abende in schlecht belüfteten Räumen und noch mehr Kompromisse. Für viele ist das der einzige Weg, „etwas zu bewegen". Für mich ist es das Gegenteil davon: ein System, das Bewegung verhindert.
Wer sich durch Parteistrukturen kämpft, lernt schnell, dass Ideen weniger zählen als Beziehungen. Mut wird belächelt, Eigenständigkeit als Risiko gesehen, und wer zu früh zu laut denkt, gilt als illoyal. Der Aufstieg gelingt nicht über Persönlichkeit, sondern über Anpassung. Über das richtige Maß an „Ja, aber" und das geschickte Verteilen von Gefälligkeiten. Wer in einer Partei Karriere machen will, muss zuerst lernen, seine Ecken abzuschleifen bis nichts mehr hängenbleibt.
Ich habe weder die Geduld noch das Bedürfnis, mich durch Hierarchien zu schleppen, um irgendwann „mitreden zu dürfen". Ich will gestalten, nicht warten. Die Vorstellung, mich durch Jahre parteiinterner Rituale zu arbeiten, um schließlich dieselben Floskeln zu wiederholen wie alle anderen, grenzt für mich an intellektuellen Selbstmord. Parteien sind Apparate zur Machterhaltung, nicht zur Erneuerung. Sie belohnen Systemtreue, nicht Weitblick.
In einer Welt, die schneller denkt als jeder Parteitag, ist die Ochsentour ein Anachronismus. Ein Relikt aus Zeiten, in denen man glaubte, Einfluss müsse man sich verdienen, indem man sich lange genug klein macht. Ich halte das für gefährlich. Denn wer sich zu lange anpasst, verliert irgendwann das, was Politik eigentlich braucht: Persönlichkeit, Schärfe, Risiko.
Ich will nicht durch die Hinterzimmer der Macht kriechen, um am Ende einen Platz am Tisch zu ergattern, der längst wackelt. Ich ziehe es vor, meine eigene Bühne zu bauen - unabhängig, direkt, unbequem. Die Ochsentour ist nichts für Menschen, die wirklich etwas verändern wollen. Sie ist für jene, die sich mitreden hören möchten. Ich will lieber wirken, bevor man mir das Mikro gibt.