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Projekt Management: Warum Advocatus-Diaboli-Fragen eine Lösung gegen Gruppendenken sind

Teams, die gut miteinander harmonieren, wirken nach außen oft souverän und entscheidungsfreudig. Doch gerade in solchen Konstellationen kann eine gefährliche Dynamik entstehen: Das sogenannte Gruppendenken (engl. Groupthink). Dabei strebt das Team eher nach Einigkeit als nach Qualität in der Entscheidung. Widerspruch wird vermieden, kritische Stimmen verstummen aus Loyalität, Zeitdruck oder sozialem Anpassungsdruck. Die Folge: Risiken bleiben unerkannt, Schwächen werden nicht benannt, schlechte Entscheidungen werden getroffen.

Doch es gibt ein einfaches, wirkungsvolles Gegenmittel: Die gezielte Nutzung der Advocatus-Diaboli-Perspektive - also der bewussten Gegenrede.

Der Advocatus Diaboli war ursprünglich eine offizielle Rolle in kirchlichen Verfahren zur Heiligsprechung: Jemand wurde beauftragt, systematisch Gegenargumente zu suchen und Zweifel zu äußern. Ziel war es nicht, die Entscheidung zu blockieren, sondern ihre Substanz zu prüfen. Dieses Prinzip lässt sich hervorragend auf heutige Entscheidungsprozesse übertragen.

In der Praxis bedeutet das: Jemand im Team (oder auch alle reihum) übernehmen bewusst die Rolle des Gegenfragenden. Sie stellen unbequeme, kritische oder konträre Fragen, etwa:

- Was wäre, wenn unser Grundansatz falsch ist?
- Welche Argumente sprechen für das genaue Gegenteil unserer Lösung?
- Was übersehen wir gerade, weil wir uns einig sind?
- Wie würde unser ärgster Kritiker diese Entscheidung bewerten?

Solche Fragen erzeugen produktive Reibung. Sie fördern tiefere Auseinandersetzung, öffnen den Raum für andere Perspektiven und schärfen das Bewusstsein für Risiken. Vor allem helfen sie dabei, kognitive Verzerrungen zu erkennen, wie etwa Bestätigungsfehler oder übermäßiges Wunschdenken.

Besonders hilfreich ist die Advocatus-Diaboli-Rolle in homogenen Teams, bei sehr dominanten Meinungsführern oder wenn hoher Entscheidungsdruck herrscht. Also genau dann, wenn Gruppendenken am wahrscheinlichsten ist.

Der Mut zum Widerspruch ist kein Zeichen von Protest, sondern von Verantwortung. Wer Advocatus-Diaboli-Fragen stellt, schützt das Team vor Betriebsblindheit und hebt die Qualität gemeinsamer Entscheidungen auf ein neues Niveau.

Schaffen Sie bewusst Räume für kritisches Denken. Ernennen Sie im nächsten Meeting jemanden zum Anwalt des Zweifels. Oder übernehmen Sie selbst diese Rolle. Denn echte Klarheit entsteht nicht durch Konsens sondern durch Reibung.